Das stille Sterben unter Wasser

„Das Artensterben im Meer läuft für die meisten im Verborgenen ab“, sagt der Biologe Ulrich Karlowski. Er beschäftigt sich bei der  Deutsche Stiftung Meeresschutz (DSM) intensiv mit den Problemen unter Wasser. „Viele unbekannte Arten sterben aus, ohne dass wir sie überhaupt kennenlernen konnten”.

Das Meer ist unser größtes Ökosystem. Und es ist massiv bedroht. Wir nehmen brennende und absterbende Wälder wahr und tun wenig dagegen, davon zeugen schon allein die Vorgänge in Brasilien. Doch weitaus stiller und bedrohlicher ist das immer schneller kippende Ökosystem Meer.

Die Liste der Ursachen ist lang. Zu lange, um sie hier auch nur annähernd vollständig wiedergeben zu können. Auszugsweise seien einige hier aufgeführt: Überfischung und ungewollter Beifang – als was das qualvolle Sterben ungewollt mitgefangener Tiere, wie z.B. Delfine, bezeichnet wird. Dazu Plastikmüll, Gifte, Munition, Öl- und Gasförderung, Radioaktivität, … umso bedrückender ist es, dass sich der desolate Zustand dieser Unterwasserwelt in den letzten 10 Jahren nicht verbessert hat.

Ein Thema geriet immer mehr ins Blickfeld: In unseren Meeren  befinden sich bereits jetzt mehr als 150 Millionen Tonnen Plastikmüll und jedes Jahr kommen 10 Mio Tonnen dazu. Traurige Ironie: Da Plastik eine Lebensdauer von 450 Jahren und länger hat und durch Brandung und Wellengang zu Mikroplastik zerrieben wird, kommt es via Nahrungskette unaufhaltsam zu den Verursachern zurück.

Forschungsergebnisse an Kleinstlebewesen zeigen, dass Mikroplastik Entzündungen im Gewebe verursachen und Organismen schwächen kann.  Die mittel- bis langfristigen Auswirkungen des Mikroplastiks auf Mensch und Tier sind noch gar nicht hinreichend erforscht. Doch Sofortauswirkungen machen Fotografien und Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen auf dramatische Weise sichtbar.

Der WWF schreibt dazu:

„Der Müll in unseren Ozeanen besteht u.a. aus Plastiktüten, PET-Flaschen, Feuerzeugen, Zigarettenkippen, Einmalrasierern und ähnlichem mehr. Leider werden die bunten Plastikteile viel zu oft mit Nahrung verwechselt. Es wurde herausgefunden, dass Plastikteile einen Geruch absondern, der von Vögeln als Geruch von Nahrung wahrgenommen wird. So findet man immer häufiger Kadaver von Seevögeln mit Kunststoffteilen im Magen. Die Tiere ersticken, erleiden tödliche Verstopfungen oder verhungern bei vollem Bauch. Der Mageninhalt von toten Eissturmvögeln ist inzwischen ein anerkannter Nachweis für die Verschmutzung unserer Meere. Denn Eissturmvögel sind Hochseevögel – was sie fressen, stammt aus dem Meer.“

Wie tödlich diese Nachlässigkeit ist, zeigen Fotos von Claire Fackler.

Claire Fackler: Albatros durch Plastik getötet © Claire Fackler / NOAA National Marine Sanctuaries / Marine Photobank

Greg Lecoeur: Begegnung unter Wasser © Greg Lecoeur, www.greglecoeur.com

Da sind Organisation wie oeoo nicht nur ein wahrer Lichtblick, sondern bittere Notwendigkeit. Oeoo startete 2017. Die Mitglieder sammeln nicht nur weltweit in “cleanup-events” mit Helfern Plastik und Müll zusammen ein, sondern haben einen Plan, um mit vollautomatischen Sammel-Schiffen Plastikmüll wiederzuverwerten. Laut Verein können so aus vorsortiertem Plastikmüll Öl rückgewonnen werden.

Wie schön unsere Meere sind, das führt uns Grec Lecoeur vor Augen. Die Weltmeere sind sein Arbeitsgebiet, und seine Leidenschaft ist die einzigartige Schönheit der Meeresbewohner.

Claire Fackler arbeitet seit 1999 für den National Ocean Service der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), heute als National Education Liaison für das NOAA Office of National Marine Sanctuaries und ist seit 2015 National Volunteer Coordinator. Sie gilt als eine der Expertinnen zum Thema Erforschung der Meereswelt. Ihr Projekt „Ocean of Live“ bringt Studenten und Schüler verschiedener Kulturen zusammen und vermittelt wertvolles Wissen.

Greg Lecoeur ist ein vielfach ausgezeichneter Tierfotograf, der sein Leben der Meereswelt widmet. Seine Leidenschaft für die Natur treibt ihn immer wieder an, den Planeten mit seinen Augen und seiner Kamera zu erforschen und uns diese Fotos zu präsentieren. Greg hält Augenblicke fest, die für uns oftmals atemberaubend sind. Seine Fotokunst und sein Engagement für die Natur sind weltweit anerkannt.

So wurde er  u.a. als Naturfotograf des Jahres 2016 gewählt sowie zum  Underwater Photographer of the Year 2020.