Der Blick von oben auf die Welt

Yuri Gagarin war der erste Mensch im All. Nach seinem ersten Raumflug 1961 hielt er fest: „Ich habe die Erde im Raumschiff umkreist und gesehen, wie schön unser Planet ist. Leute, lasst uns diese Schönheit bewahren und steigern, nicht zerstören!“

Der deutsche Astronaut Alexander Gerst zeigte sich im Rahmen seiner Mission zur ISS 2018 nicht weniger begeistert, mahnte aber per Twitter aus 400 km Höhe: „Schockierender Anblick. Alles vertrocknet und braun, was eigentlich grün sein sollte.“ Er sandte danach ein von der ISS aus gedrehtes Video und entschuldigte sich bei seinen zukünftigen Enkeln im Namen seiner Generation für Verschmutzung, Umweltzerstörung und sinnlose Kriege.

Ein Beispiel eines Kriegs und die dramatischen Folgen für die Welt ist der Irak-Krieg von 1990: Unter Saddam Hussein fiel der Irak am 2. August 1990 in Kuwait ein, um sich dortige Ölfelder zu sichern. Nach ergebnislosen Gesprächen folgte die UN-Resolution 678 vom 22. November 1990 und genehmigte zeitnah den Gegenschlag, der von 16. Januar 1991 bis zur Waffenruhe am 28. Februar dauerte.

Zurück blieben neben Tonnen an uranhaltiger abgefeuerter Munition und dem vollständig zerstörten Trinkwassersystem in Kuwait, die zerbombten Ölanlagen. Tat und Nacht, wochenlang,  quollen Unmengen an Rohöl aus den offenen Bohrlöchern. Oberste Priorität war diese Katastrophe zu stoppen. Diesen mühevollen und letztlich erfolgreichen Kampf nach dem Krieg hat Sebastião Saldago dokumentiert. Den endlosen Ölschlamm, den Rauch, der den Tag zur Nacht machte, die brennenden Ölfelder und den giftigen schwarzen Schlamm, der alles zudeckte.

Sebastião Salgado: Capping a well head (Verschließen eines Brunnenkopfes), Greater Burhan Oil Field, Kuwait, 1991 © Sebastião Salgado

Georg Gerster: Icebergs at Disko Bay (Eisberge in der Diskobucht), 1989 © Georg Gerster

Neben den immensen Schäden für das Land und das Meer war ebenso die Luft betroffen. Es  stiegen auch hier durch die Feuer gigantische Mengen an Schadstoffen in die Atmosphäre auf. Diese tragen bis heute ihren Anteil dazu bei, dass Pole abschmelzen, die Permafrostböden in den Tundren drohen aufzutauen, enorme Mengen an Methan freigesetzt werden und irgendwann Eisberge, wie sie der Luftbildfotograf Georg Gerster vor drei Jahrzehnten dokumentiert hat, der Vergangenheit angehören. Möglicherweise inklusive des Verlustes von Eisbären im Norden und  Pinguinen im Süden und Hunderten von Arten, die im ökologischen Mix unseres Planeten entscheidende Rollen spielen.

wurde in Brasilien geboren und emigrierte wegen seines Einsatzes gegen die Militärdiktatur 1969 nach Paris. Er studierte zunächst Ökonomie, um kurz darauf seinen Beruf aufzugeben und sich der Fotografie zuzuwenden. Mit Aufnahmen der brennenden Ölfelder von Kuwait, dem Völkermord in Ruanda und der Dokumentation unmenschlicher Arbeitsbedingungen in Goldminen erlangte er internationale Berühmtheit. Als erster Fotograf erhielt er für seine Verdienste um den Planeten 2019 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

gilt als Pionier der Luftbildfotografie und war in dieser Eigenschaft einer der faszinierendsten und ersten Luftbildarchäologen der Welt. Gerster liebte diese Erde und zeigt in wunderschönen Aufnahmen die Schönheit unseres Planeten. Dabei deckte er auch auf subtile Art und Weise manche Sinnlosigkeit menschlichen Handelns auf.