Neues Leben nach verbrannten Armen

Es gibt in nur wenigen Ländern der Welt Zugang zu guter medizinischer Versorgung. Der Versorgungsgrad hängt – wegen fehlender Sozialsysteme – extrem vom Vermögen der Einzelnen ab. Erschwerend hinzu kommen Kriege und Katastrophen.

So ging es auch dem kleinen Akram. Wie Zigtausende floh er als kleiner Junge mit seiner Familie nach Pakistan, um dem Krieg in Afghanistan zu entkommen. Keiner dieser Menschen wollte die Heimat verlassen, doch sie hatten kaum eine Wahl. Der jahrzehntelange Krieg raubte jegliche Perspektive.

Es war von klein an für Akram normal mitzuverdienen, damit die Familie essen, trinken, wohnen und überleben konnte. Er suchte hierzu auf einem Schrottplatz nach wertvollen Metallen, die man verkaufen konnte.

Doch statt nutzbarem Material, das er aus dem Müll ziehen wollte, griff Akram nach einem schlecht isolierten Stromkabel. Durch die Spannung verbrannten seine Arme so schwer, dass sie amputiert werden mussten. Es war überhaupt ein Wunder, dass Akram diesen Vorfall überlebte.

Später kehrte die Familie, wie Millionen anderer, mit dem inzwischen achtjährigen Akram trotz unsicherer Lage nach Afghanistan zurück.

Dank des Internationalen Roten Kreuzes bekam Akram Prothesen, für ihn ein Glückfalls. Wenngleich diese Prothesen sehr einfach sind, ermöglichen sie ihm im täglichen Leben klarzukommen. Der iranische Fotograf Majid Saeedi hat Akram fotografiert und damit auf sein Schicksal und damit auf tragische Folgen dieses Krieges aufmerksam gemacht.

Majid Saeedi: Akram mit Prothesen © Majid Saeedi/Getty Images

Michael Tummings: Implantat, 2020 © Michael Tummings

Denn durch Kriege – bzw. deren schreckliches Erbe wie Landminen – verlieren Menschen Arme, Hände, Beine oder Füße. Viel zu oft verlieren sie auch ihr Leben.

Hinzu kommen Katastrophen und Fehlbildungen von Geburt an, die den Alltag von Betroffenen massiv einschränken vor allem dann, wenn es an medizinischer Versorgung mangelt. 

Um bei einer solchen dramatischen Einschränkung der Lebensqualität zu helfen, braucht es hochwertige medizinische Versorgung und medizin-technische Unterstützung.

Wer im „richtigen“ Land wohnt, der hat die Chance auf wahrhaft Hervorragendes. Zum Beispiel auf medizinische Implantate und Prothesen, die fast „echt“ sind. So wie unter anderem Professor Berthold Meyer, selber Psychologe und ohne linken Unterarm geboren, der mit einer High-End-Prothese sogar als DJ in seiner Freizeit Musik macht.

Der medizintechnische Fortschritt macht seit Jahrzehnten beeindruckende Fortschritte. Als Betroffener Zugang zur High-Tech-Medizin Zugang zu haben, ist ein Privileg. Michael Tummings ist einer jener wenigen Fotografen, die Mediziner in namhaften Kliniken dieser Welt bei Operationen begleiten dürfen. Seine Fotografien sind ein beeindruckendes Dokument medizinischer und medizintechnischer Möglichkeiten auf dieser Welt, die leider nur ein kleinerer Teil der Weltbevölkerung abrufen kann.

Der Fotograf ist in Teheran geboren. Schon mit 16 Jahren hat Saeedi zu fotografieren begonnen und seitdem in vielen Ländern humanitäre Katastrophen fotografiert. Seine Fotos wurden in Magazinen wie  The Times, Der Spiegel, Life, The Washington Post, The New York Times und Time Magazine veröffentlicht. Unter anderem erhielt Majid Saeedi den 2. Preis des UNICEF-Awards 2010, wofür er auch dieses Foto einreichte.

Der Fotograf ist ein genauer Beobachter mit seinem Fotoapparat. Ob er Jäger bei der Jagd begleitet und dabei die Eingriffe in die Natur dokumentiert oder andere Projekte bearbeitet, nahezu immer liegt sein Fokus auf der Beobachtung von Schlüsselmomenten. Im Jahr 2020 bekam Tummings eine einmalige Gelegenheit: mit entsprechenden Auflagen durfte er bei Operationen  fotografieren, bei denen Menschen durch High-tech-Implantate ein Höchstmaß an  Alltagsbewältigung zurückerhalten.