Das erste Element oder Sonne, Wasser, Sand und Luft

Vermutlich hat Henry Cavendish 1766 die überragende Tragweite seiner Entdeckung nicht ansatzweise voraussehen können. Er mischte Säuren und Metalle und sah Gasbläschen aufsteigen. Was er noch entdeckte: Dieses aufgefangene Gas konnte man merkwürdigerweise zu Wasser „verbrennen“ bzw oxidieren.

Cavendish hat damit nicht  nur den Wasserstoff als eigenes Element benannt, sondern das vermeintliche Element Wasser als chemische Verbindung erkannt.

Dass dieses Gas ca 150 Jahre später den Menschen half, völlig losgelöst vom Erdboden  zu schweben, und wozu es noch fähig ist, darum geht es in der heutigen Fotoreise zu Schlüsselpunkten der Geschichte.

Unbekannter Fotograf: LZ 129 „Hindenburg“ beim Stapellauf frisch aus der Werkhalle. Das Luftschiff, das ein Jahr später in Lakehurst/USA bei der Landung aus bis heute nicht geklärter Ursache in Flammen aufging, 1936 © Zeppelin GmbH Friedrichshafen

Einer, der diesen Traum des Schwebens verwirklicht hat, ist Namensgeber für das schwebende Luftschiff, dem Zeppelin.

Bis heute sind Zeppeline über dem Bodensee echte Hingucker. Faszinierend sind sie, diese majestätisch schwebenden lenkbaren Himmelsschiffe.

Die Chemie machte die Erzeugung von Wasserstoff zu Graf von Zeppelins Zeiten in großen Mengen möglich. Viel leichter als Luft sorgte dieses Gas für den notwendigen Auftrieb und wird in der Industrie für vielseitige Zwecke eingesetzt. Es ist unersetzbar.

Doch Wasserstoff ist sehr reaktionsfreudig. Mit Sauerstoff und einem Funken explodiert er. Darum wurde Wasserstoff beim Zeppelin durch das unbrennbare Helium ersetzt.

Charles Hoff: Explosion of the Hindenburg, Lakehurst New Jersey, May 6, 1937 © Bettmann/Corbis

Wären wir mit der Wasserstoff-Energie schon weiter, wenn nicht 1937 dieses Bild in Millionen Gehirne weltweit eingebrannt worden wäre? Die Hindenburg verunglückte und explodierte. Und dank eines „reaktionsfreudigen“ Fotografen und druckfreudiger Zeitungsverlagen sahen entsetzte Leser*innen weltweit dieses Foto.

Wasserstoff kommt im Universum am häufigsten vor, behaupten unsere Wissenschaftler. Der Vor-Ort-Beweis lässt sich derzeit noch nicht antreten, aber es gilt als gesichert. Das farblose Gas ist als erstes Element im Periodensystem in vielen chemischen Verbindungen enthalten. Auch als Brennstoff (Plasma) in unserer Sonne, woraus dann alle anderen Elemente entstehen. Für unser Leben ist Wasser die wichtigste chemische Verbindung.

Und aus irdischer Sicht können wir einen wunderbaren Kreislauf von Sonne und Wasser nutzen. Sonne, die Energiequelle pur außerhalb unserer Erde. Und Wasser, das damit immer wieder „spaltbar“ ist. Korrekt wäre natürlich trennbar (Wasserelektrolyse) in Sauerstoff und Wasserstoff. Ein endloser Kreislauf an kostenloser und CO2-emissionsfreier Energie, solange die Sonne scheint. Das tut sie in der ganzen Welt: in den Wüsten, auf den Weltmeeren und am intensivsten in Äquatornähe.

Sonne und Wasser: Der offenbare Königsweg für: Öl, Gas und Kohle in Boden lassen, Leistungsfähigkeit von Fotovoltaik verbessern, Flächen mit Solarmodulen voll pflastern, pardon; bestücken. Um damit vor allem Vor-Ort-Energie erzeugen. Und Atmosphäre dekarbonisieren. Es gibt viel zu spalten. Besser Wasser als Atom-Kern. Es ist eine erfreuliche und Hoffnung machende Aussicht.

Wir verabschieden uns für heute mit einer weiteren erfreulichen Aussicht durch eine andere Interpretation von Wasserstoff. Sichtbar, leicht und reaktionsfreudig, ruft er geradezu nach Wasser. Ein Stoff, in dem man sich lustvoll und gerne dem Wasser aussetzt. Der Fotograf mit dem Spitznamen Easybob, Robert Lebeck, hat dies in einem wunderbaren Foto verewigt.

Robert Lebeck: Unverschämtes Glück, Sylt, 1968 © Robert Lebeck Estate

Am 6. Mai 1937 versammelten sich 22 Nachrichtenfotografen in Lakehurst, New Jersey, um die Landung der Hindenburg nach ihrer elften transatlatischen Überfahrt aufzuzeichnen. Das riesige silberne Schiff schwebte in der Abenddämmerung vom Atlantik herein, als plötzlich Flammen aus dem Rumpf schossen und eine spektakuläre Explosion auslösten, bei der sechsunddreißig Menschen ihr Leben verloren. Charles Hoff, für die Daily News unterwegs, gelang genau eine Belichtung.

Sein Filmmaterial wurde sofort nach Newark geflogen, wo er sofort entwickelt wurde. Am nächsten Tag erschreckte Hoffs Foto Millionen auf der ganzen Welt.

Robert Lebeck war Journalist, Sammler bedeutender Kunstwerke des 19. und 20. Jahrhunderts und einer der großen deutschen Reportagefotografen. Tätig war er u.a. für die Zeitschriften Stern und Revue sowie als Chefredakteuer für das Magazin GEO. Er erhielt zudem mehrere Preise und Auszeichnungen für sein fotografisches Schaffen. 2007 erhielt er als erster Fotograf den Henri-Nannen-Preis für sein Lebenswerk. Einige der schönsten Fotos dieses Fotografen sind an der Nordsee entstanden. Wo Sonne, Wasser, Erde und Luft so wunderbar kooperieren.

Der unbekannte Fotograf. Einer von vielen aus der Zeit von Schwarz-Weiss-Aufnahmen. Viele Männer und ihrerzeit auch einige Frauen. Sie haben oft fantastische Fotos gemacht. Ihre Werke sind teils erhalten und freuen uns. Sie selber haben uns keinen Namen hinterlassen. Was in der gegenwärtigen Zeit kaum mehr denkbar ist. Wir möchten sie hier ehren, die unbekannten Konservierer unserer gemeinsamen Vergangenheit.