Fleisch ist ein Stück Lebensschlacht

Vor über einer Million Jahre haben Menschen zum ersten Mal nachgewiesenermaßen Feuer aktiv genutzt. Mit dem Feuer begann die einfachere Zubereitung von Fleisch, das durch das Erhitzen keimfreier, besser verdaulich und so für uns eine wertvolle Nahrungsquelle wurde. Noch waren wir aber Jäger und Sammler. Und erst vor ca. 10.000 Jahren kam die neolithische Revolution: der jungsteinzeitliche Mensch wurde sesshaft und betrieb Ackerbau und Viehzucht. Jahrtausende lang erfolgt das in einem eher überschaubaren Ausmaß.

Mitte des 19. Jahrhunderts wuchs in Chicago eine Stadt in der Stadt. Mit der Union Stock Yards wurde seinerzeit etwas völlig Neues geschaffen: die größte und auf Massentöten spezialisierte Fleischfabrik. Sie diente dem Ziel viele Menschen mit billigem Fleisch zu versorgen. Möglich geworden war dies durch eine menschliche Errungenschaft – die Nutzung der Elektrizität.

Dort herrschten elende Arbeitsbedingungen und unannehmbare hygienische Verhältnisse. Hier wurden Tier und Mensch erbarmungslos ausgebeutet. Wer erkrankte wurde ausgetauscht. Arbeiter hatten nicht mehr Wert als das Vieh, das sie schlachteten. Nachschub an Menschen gab es zynischerweise genug, denn professionelle Anwerber akquirierten Arbeiter im Auftrag der großen amerikanischen Fleischbarone vorwiegend in Osteuropa.

Unbekannter Fotograf: Schlachtung, 1904 © Chicago History Museum

Disassembly-Lines – Fließbänder zur systematischen Ausbeutung und Zerlegung von Rindern und Schweinen am laufenden Band, das war bereits im Jahr 1862 die eigentliche Geburtsstunde der modernen Massenproduktion. Kühlwagennutzung, neue Konservierungsmöglichkeiten und der Ausbau des Eisenbahnnetzes vergrößerten und verschlimmerten das ganze System mehr und mehr, denn nun konnte man auch tote Tiere über weite Strecken transportieren.

Der Umgang mit Tieren und der Umgang mit unserem Planeten weisen starke Ähnlichkeiten auf. Diese Themen sind so einschneidend, dass sie unser aller Existenz maßgeblich beeinflussen. Und so sollten wir schon aus Eigeninteresse handeln und offensichtliche Missstände beseitigen. Für eine lebenswerte Erde.

Es bedarf deswegen Erfindergeist und mutmachender Ereignisse wie etwa den ersten Burger aus einem Labor. Warum ist der wichtig? Weil Massentierhaltung massiv auf unser Klima einwirkt! Weil Tiere ein Recht auf Leben haben vor dem Tod! Artgerechte Haltung ist nicht nur Tierschutz, sondern Respekt vor einem Wesen, das, wie wir, Angst und Freude fühlen kann.

Robert Frank, bekannt für besondere fotografische Leckerbissen, war es ein Foto wert, was viel zu selten Realität ist: Die Kuh auf großer Weide.

Robert Frank: Holy Cow, 1984 © Robert Frank Estate

Geboren in Zürich, gilt Robert Frank als wegweisender Impulsgeber der Fotografie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein Werk The Americans und seine Teilnahme an der Ausstellung The Family of Man sind einige seiner persönlichen Meilensteine. Er hat Generationen von Fotograf*innen beeinflusst.